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Justus von Dohnányi als Veit Harlan und Paula Kalenberg als Kristina Söderbaum in “Jud Süß – Film ohne Gewissen” (2010)Der Regisseur und vormalige Schauspieler Veit Harlan (1899 - 1964) ist für mich eines der widerwärtigsten Individuen der deutschen Kulturgeschichte: in erster Ehe mit der jüdischen Schauspielerin Dora Gerson verheiratet, die von den Nazis in Auschwitz ermordet wurde, während ihr einstiger Gatte für ihre Mörder das propagandistische Rüstzeug lieferte.In den Zwanziger Jahren befreundete er sich mit dem renommierten jüdischen Schauspieler Fritz Kortner, der sogar Trauzeuge bei Harlans zweiter Ehe mit der Schauspielerin Hilde Körber war, bis Harlan sich durch Körbers völlig haltlose Beschuldigungen über angebliche sexuelle Übergriffe durch Kortner zu roher Gewalt gegen den einstigen Freund aufstacheln lies. Vor 1933 war Harlan links orientiert, wahrscheinlich lediglich weil es damals en vogue war. Im März 1933 bekannte er sich im “Völkischen Beoabachter” zum Nationalsozialismus, dem er angeblich schon immer nahe gestanden hatte, aber sich leider in der “verjudeten” Künstlerwelt vor 1933 nicht entfalten konnte. Nach 1945 ermangelte es ihm an jeglicher Fähigkeit zu Selbstreflektion und Schuldbewusstsein über die von ihm künstlerisch verantwortete Werke. Sein Sohn Thomas nannte den perfiden antisemitischen Hetzfilm “Jud Süß” ein Mordwerkzeug. Harlans Filme schwelgen in pompösem Kitsch voller Klischees und verwechseln peinliches Pathos mit echten Emotionen wobei sie zudem inhumane Ideologien propagieren (Antisemitismus, Antislawismus, “Führerprinzip”, “süßer Tod fürs Vaterland”, Unterordnung der Frau unter das “Primat des Mannes", “Blut und Boden” statt weltbürgerlicher Offenheit, Homosexualität als zu heilende “Krankheit”, Abqualifizierung moderner bildender Kunst und Musik)Die schwedische Schauspielerin Kristina Söderbaum (1912 - 2001) - bevorzugte Protagonistin in den meisten der Filme ihres Gatten Veit Harlan - verstand unter dem künstlerischen Einfluss ihres Mannes leider niemals den Unterschied zwischen tiefempfundenen Emotionen und pathetischem Kitsch, von Nuancenreichtum und Zwischentönen ganz zu schweigen. Und wenn sie noch so sehr in Tränen ausbrach, die Augen in Tragik himmelwärts verdrehte und bedeutungsschwer deklamierte, das alles machte nur offensichtlicher, auf welch schwacher Basis ihr Talent stand. Sie war in der damaligen Zeit genau das, was die Leute sehen wollten: hübsch, duldsam und grenzenlos naiv um nicht ein härteres Wort über die mangelnden intellektuellen Fähigkeiten der von ihr verkörperten Charaktere zu gebrauchen. Da sie in ihren Filmen oft den Freitod im nassen Element suchte, gab ihr der Volksmund den treffenden Spitznamen “Reichswasserleiche”.Leider geht Roehlers Film mit der historischen Wahrheit in nicht weniger eklatanter Missachtung um als Harlan in seinen künstlerischen Ergüssen. -- source link
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