flammentanz:Jeden Morgen mein Brot zu verdienen, gehe ich auf den Markt, wo Lügen verkauft werd
flammentanz:Jeden Morgen mein Brot zu verdienen, gehe ich auf den Markt, wo Lügen verkauft werden. Hoffnungsvoll reihe ich mich ein zwischen die Verkäufer.”(Bertolt Brecht: “Hollywood” - im Film auf französisch zitiert von Fritz Lang)“Für das Schaffen eines Filmes genügen Träume nicht.”(Jeremy Prokosch)“Diese Welt, in der wir leben zwingt uns immer das zu tun, was andere wollen. Warum ist das Geld so wichtig, bei allem was wir tun, was wir sind und was wir sein werden?”(Paul Javal)“Der Tod ist keine Lösung.”(Fritz Lang)“Man muss stets zu Ende führen, was man angefangen hat.”(Fritz Lang)Fritz Lang in “Die Verachtung” (“Le Mèpris”)Deutschlands Meisterregisseur Fritz Lang war ein seiner künstlerischen Persönlichkeit adäquates filmisches Alterswerk bedauerlicherweise nicht vergönnt. In Hollywood hatte er sich ebenso mit diversen Produzenten überworfen wie mit Artur Brauner in Deutschland. Mehrere von ihm favorisierte Projekte scheiterten nicht zuletzt daran, dass sich sein Augenleiden ständig weiter verschlimmerte.Während in Deutschland seine Filmklassiker aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren entweder gar nicht oder lediglich in verstümmelter Form in den Kinos gezeigt wurden, priesen ihn in Frankreich die Vertreter der Nouvelle Vague. Der Regisseur Jean-Luc Godard äußerte enthusiastisch über Fritz Lang : “Er ist das Kino.”So ist es nicht verwunderlich, dass Godard dem von ihm Verehrten 1963 eine Rolle in seinem nach einem Roman von Alberto Moravia entstandenen Film “Die Verachtung” anbot.Die rein äußerliche Handlung ist rasch erzählt. Der amerikanische Produzent Jeremy Prokosch (Jack Palance) hat den berühmten Regisseur Fritz Lang (er selbst) engagiert, um in Italien eine Verfilmung von Homers “Die Odysee” in Szene zu setzten. Der französische Theaterautor Paul Javal (Michel Piccoli) soll das vorhandene Drehbuch nach den abwegigen Vorstellungen von Prokosch umschreiben, da dieser sich davon mehr finanziellen Gewinn verspicht. Da Javal sich in pekuniären Verlegenheiten befindet, nimmt er das Angebot an. Seine Frau Camille (Brigitte Bardot), für die Prokosch ein offenkundiges sexuelles Interesse hegt, überlässt Javal mehr oder weniger dem Produzenten, wofür diese ihre Ehemann zu verachten beginnt. Aufgrund dessen weigert sich Javal plötzlich, das geforderte Drehbuch zu verfassen, angeblich da er ausschließlich für das Theater tätig sein möchte. Nach einer erneuten Auseinandersetzung mit Camille, reist diese mit Prokosch von Capri nach Rom. Während der Autofahrt verunglücken Beide tödlich. Javal verabschiedet sich von Fritz Lang, während dieser auf Capri bleibt, um seinen Film fertig zu stellen.Godards Werk ist ein in ruhigen Bildern mit kalten, klaren Farbtönen - es dominieren Blau und Weiß mit Rot und Gelb - gefilmter, höchst anspruchsvoller Essay über den Widerspruch zwischen Kunst und Leben, zwischen Anspruch und Wirklichkeit. “Die Verachtung” ist niveauvolles Kunstkino, das man am besten durch mehrfaches Ansehen auf sich wirken lassen sollte und das zahlreiche profunde Wahrheiten enthält.Fritz Lang verkörpert sich selbst: voller Lebensklugheit und Noblesse, trotz des fortgeschrittenen Alters noch immer für seine künstlerischen Überzeugungen energisch kämpfend und zugleich mit einem leichten Hang zur Resignation.Während der kultivierte Europäer Fritz Lang Hölderlin, Brecht, Dante und Corneille zitiert und über Homers “Odysee” referiert, wirft der der ebenso arrogante wie beschränkte Amerikaner, der sich allen Ernstes den griechischen Göttern verwandt fühlt aber keinerlei realen Bezug zu dem von ihm in Auftrag gegebenen Werk hat, mit Filmdosen um sich, da er deren Inhalt nicht zu begreifen vermag. Lediglich der Anblick einer nackten Statistin als Meerjungfrau während einer Mustervorführung entlockt ihm ein begeistertes Grinsen. Als Prokosch bei dem Wort Kunst sein Scheckbuch zückt, verweist ihn Fritz Lang darauf, dass es noch nicht so lange her sei, dass die Nazis bei diesem Wort den Revolver gezogen haben.Symbolisch für die Unmöglichkeit einer vernünftigen Kommunikation zwischen den kunstbeflissenen Europäern (Lang und Javal) und dem ausschließlich von finanziellen Erwägungen getriebenem, ungehobelten Amerikaner (Prokosch), ist dass Prokoschs italienische Sekretärin Francesca Vanini (Georgia Moll) das Gesprochene ständig dolmetschen muss. Die Originalfassung ist bei diesem Film eindeutig der leider gekürzten deutschen Version vorzuziehen, kommt man doch so in den Genuss, Fritz Lang nicht nur deutsch sondern auch englisch und französisch sprechen zu hören, in einer kurzen Sequenz sogar Wiener Dialekt.Wenn man den Meister in seinem eleganten blauen Nadelstreifenanzug, der jedoch bereits damals der aktuellen Mode nicht mehr entsprach, auf dem maroden Gelände von Cinecittà flanieren sieht und dazu Georges Delerues elegische Musik erklingt, überkommt einen unweigerlich das Gefühl, dass etwas Unwiederbringliches verloren gegangen ist.In der letzten Szene des Films gibt Fritz Lang Regieanweisungen für seine “Odyssee”- Adaption. Es wird die Sequenz gedreht, in der der aus der Ferne heimgekehrte Odysseus erstmals seine Heimat Ithaka wiedersieht. Trotz der triumphierenden Geste des Darstellers des griechischen Helden, empfindet der Zuschauer statt dessen Wehmut und den Gedanken, dass Deutschlands bedeutendster Regisseur nach mehr als zwanzigjähriger Abwesenheit sein Vaterland nicht wieder gefunden hat. -- source link
#fritz lang#die verachtung#le mepris