VERNISSAGE: Statt „Fast Food“Eine Strumpfhosengeschichte Kaum waren wir draußen, b
VERNISSAGE: Statt „Fast Food“Eine Strumpfhosengeschichte Kaum waren wir draußen, bückte sich Nina. Sie zog mit ihren Händen erst am linken, dann am rechten Bein ihre Strumpfhose hoch. Dann griff sie unter ihren Pullover, der unter einem braunen Parka versteckt war, tänzelte ein wenig, bevor sie sich fast wie eine Primaballerina verbeugte und zufrieden in meine Richtung lächelte. „Jetzt passt’s wieder.“ Ich wandte mich ostentativ ab, konnte dennoch nicht davon ab, nicht nur mit einem Auge hinzuschauen. Das schien Nina nicht entgangen zu sein. Ihr Blick vermittelte mir, daß sie es amüsant fand, wie ich mich unbeholfen zwischen gebotener Distanz und gewollter Nähe bewegte. Ja, sie war das Schärfste, was mir seit langem begegnete. Optisch passte so ziemlich alles. Okay, der Pullover hätte ein wenig kürzer sein können. Obwohl – die Länge weckte auch Phantasien in mir, wie ich sie lange nicht erlebt hatte. „Ich kenne da eine sehr gute Pizzeria mit Straßenverkauf. Die machen eine Holzofenpizza, in die man sich reinlegen kann! Die ist direkt um die Ecke!“ Begleitet von eisigem Wind gingen wir unseres Weges, der uns an der nächsten Kreuzung in die von Nina angekündigte Pizzeria führte. „Pippo. Pizza, Pasta e Bevande“ stand auf dem schwach beleuchteten Schild vor dem Lokal. „Ciao Bellissima!“ Nina ging wohl öfter zu Pippo, so innig, wie sie begrüßt wurde. Sein schwarzer Schnauzer wurde 15 Zentimeter breiter, wenn er lachte. „Wen hast Du mitgebracht?“ Er streckte mir seine mehlige Hand entgegen. „Ich bin Pascal“, stellte ich mich vor. „Nina bringt selten Männer mit!“ Die Angesprochene guckte wenig begeistert; offenbar war es ihr nicht Recht, auf diesem Wege Einblicke in ihr Privatleben zu geben. „Ich nehme eine Pizza Funghi.“ Sie setzte sich auf einen der Hocker, die gegenüber der Theke standen. Ich entschied mich für eine Pizza Diavolo und setzte an anderen Ende des kleinen Tisches. Nina strich sich mit ihren Händen wieder über die Beine, als wollte sie überprüfen, ob die Strumpfhose noch richtig saß. Dabei lächelte sie mich vielsagend an. Sie wusste, dass sie den Punkt getroffen hatte, bei dem Männer nur schwer Ruhe bewahren können. Ihren Parka hängte sie unter den Tisch. „Willst Du auch ein Bier?“ Ich stand wieder auf, um an den großen Kühlschrank zu gehen, der am Ende der Theke stand. „Ja, ein Budweiser.“ Die Frau hatte nicht nur in Bekleidungsfragen Geschmack. Ich versuchte einen Blick auf ihre Beine zu erhaschen, aber sie saß so ungünstig. Ich öffnete den Schrank, um zwei Flaschen herauszunehmen, als Nina sich zu mir drehte. Sie schlug ihre Beine übereinander. Ihre dünnen Stelzen waren in der Verpackung der schwarzen Strickstrumpfhose wie eine Installation von Christo und Jeanne-Claude. Im schummrigen Licht der kleinen Pizzeria bildete sie einen Umriss, wie man sie auf guten Bildern von Kneipenszenen sehen konnte. Ich stellte die Biere auf den kleinen, quadratischen Hochtisch, öffnete sie mit meinem Feuerzeug und setzte mich wieder gegenüber von ihr hin. „Wollt Ihr rauchen?“ Pippo stellte einen Aschenbecher in die Mitte. Nina bückte sich ein wenig, um in ihrer Manteltasche etwas zu suchen. Ihr blonden Flusen fielen nach vorne. Der Pullover rutschte nach oben und gab ein wenig von ihrem Rücken bei. Der Bund ihrer Strumpfhose war sehr hoch gezogen. In die Strumpfhose hatte sie ein braunes T-Shirt gesteckt. Was für ein Anblick! Ihr Kopf war viel zu schnell wieder oben. Mit ihren langen, spinnenartigen Fingern, die nicht lackiert waren, legte sie eine Packung Tabak auf den Tisch. Überhaupt war Nina nur sehr dezent geschminkt. Mit wenigen Handgriffen drehte sie sich eine Zigarette und steckte sie sich in den Mund. Ihre Lippen waren nicht geschminkt. Ich gab ihr Feuer und zündete mir auch eine an. Sie blies den Rauch in Richtung Theke. „Bist Du öfter auf Ausstellungen?“ „Zwei-, dreimal im Monat“, antwortete ich. „Ich gehe lieber in kleine Galerien.“ „Ich auch. Komisch, dass wir uns nicht schon früher begegnet sind.“ Wie erzählten uns gegenseitig, welche Vernissagen wir zuletzt besucht hatten. Bei einer waren wir gemeinsam. Da sie im weitläufigen Stadtmuseum war, war es gut möglich, dass wir uns verfehlten. Pippo kam mit seinen Pizzen hinter der Theke hervor und stellte sie vor uns hin. „Buon apetito!“ Nina drückte ihre Zigarette aus und hatte sehr schnell ein großes Stück in der Hand. Sie schien richtig hungrig zu sein.„Das Buffet eben war ja sehr übersichtlich.“ Nina hatte Recht, außer ein paar Käsewürfeln und Sekt gab es nichts. Beides war sehr schnell weg. Vielleicht war das auch der Grund, warum sich die kleine Galerie so schnell geleert hatte. „Hast Du keinen Hunger?“ Sie war mit ihrer Pizza schon zur Hälfte fertig. Hungrig war ich schon, aber mein Appetit konzentrierte sich auf sie. „Doch, schon.“ Ich musste sie allerdings mehr runter zwängen, als dass ich sie genießen konnte, so gut sie auch war. Sie rauchte schon wieder eine, als ich bei meinem vorletzten Stück war. „Welche Ausstellung hat Dir am besten gefallen?“ Ich überlegte einen Moment. „Die Urban Scenes von Carlo Gatto. Die war im Plattenforum.“ „Ah, die hätte ich gerne gesehen, hab sie aber vergessen.“ Sie ließ mich ihre Eindrücke schildern, denen sie interessiert folgte. Inzwischen war ich auch fertig geworden und zündete mir auch eine an. Unsere Flaschen waren noch etwa halb voll. Sie leerte sie mit einem Zug. „Gehen wir?“ Ich ging an die Theke, um unsere Zeche zu bezahlen. Entgegen meiner Gewohnheiten gab ich dem Italiener ein großzügiges Trinkgeld. Warum, wusste ich nicht. „Mille Grazie.“ „Danke.“ Offenbar hatte ich mit einer Handlung zwei Menschen glücklich gemacht, bevor ich mit meiner Begleiterin den kleinen Laden verließ.© by fein-gestrickt 2017 -- source link
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